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Max Weber digital

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Geschichte der Sammlung

Max Weber-Dokumente:
Von der Schenkung zur Sammlung

Ihren Anfang nahm die Idee zur Sammlung 1957. Damals trafen sich der Jurist Johannes Winckelmann (1900–1985) und der Verfassungsrechtler Karl Loewenstein (1891–1973) an der Universität München.

Winckelmann hatte sich als Privatgelehrter die Verbreitung der Werke Max Webers zur Lebensaufgabe gemacht und wurde, nach Webers Ehefrau Marianne, zum zweiten großen Herausgeber von Webers Schriften.

Marianne Weber schenkt Originalmanuskripte

Anders als Winckelmann hatte Karl Loewenstein Max Weber persönlich gekannt. Nach dessen Tod unterstützte Loewenstein Marianne Weber bei den von ihr verantworteten Werkausgaben. Loewenstein, Sohn eines jüdischen Münchner Fabrikanten, emigrierte 1933 in die USA und lehrte dort von 1934 bis 1961 Staats- und Verfassungsrecht. Max Weber blieb für ihn Bezugspunkt in der Neuen Welt.

Loewenstein erzählte Winckelmann in jenem Sommer in München, dass er von Marianne Weber zwei Originalmanuskripte der sogenannten „Rechtssoziologie“ geschenkt bekommen hatte. Für Winckelmann eine Sensation, denn zum einen sind bis zum heutigen Tage nahezu alle Originalmanuskripte Max Webers verschollen, zum anderen zählt die „Rechtssoziologie“ als Teil von „Wirtschaft und Gesellschaft“ zu den wichtigsten Texten Webers.

Gründung des Max-Weber-Archivs in München

Loewenstein entschied sich, „dass ein solch‘ kostbarer Besitz ... in das Eigentum des Landes übergehen sollte, in dem Max Weber zuletzt gewirkt und gelebt hat“ und stellte eine Schenkung in Aussicht, sobald in München eine „Forschungs- und Sammeleinrichtung besteht, welche den Namen Max Weber trägt“. Zudem sollte das Manuskript der Forschung zugänglich sein.

Im November 1960 gründete Winckelmann in München das Max Weber-Archiv und erfüllte mit dieser Institution beide Forderungen. Das Archiv gehörte formal zum Institut für Soziologie. Winckelmanns erklärtes Ziel wurde eine Max Weber-Gesamtausgabe. Kultusminister Hans Maier, Akademiepräsident Hans Raupach und der Vorsitzende der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Karl Bosl erkannten die Bedeutung Max Webers für den Wissenschaftsstandort München und setzten sich vehement für die Akademielösung ein.

Bayerische Akademie der Wissenschaften übernimmt Trägerschaft

Die Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte erklärte sich 1974 bereit, die Trägerschaft für eine Max Weber-Gesamtausgabe zu übernehmen und die erforderlichen Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Noch im selben Jahr wurden die der Max Weber Gesellschaft gehörenden Dokumente und Bücher, darunter eine wertvolle Sammlung mit den ersten japanischen Übersetzungen von Webers Werken, an die Akademie überführt.

Ein Jahr später übertrug das Kultusministerium die Personal- und Sachmittel des zwischenzeitlich aufgelösten Max Weber-Instituts sowie dessen Bestände an die Akademie. das Dokumentarium und die Spezialbibliothek Winckelmanns wurden zur Grundlage der Editionsarbeit, er selbst wissenschaftlicher Berater der Münchner Arbeitsstelle und einer von fünf Herausgebern der Max Weber-Gesamtausgabe.

Literaturhinweis: Anne Munding, Die Institutionalisierung einer Leidenschaft, in: Akademie Aktuell 1/2014, S. 55–57.